Im Sommer dieses Jahres habe ich zwei Shettys vor der Kutsche ausgebildet, die es beide in sich hatten. Shettys an sich, sind ja bekanntlich charakterstart, aber diese beiden haben meinen Einfallsreichtum auf die Probe gestellt.
Jane ist zehn Jahre alt und 90 Centimeter groß (links im Bild), Hugo ist 16 Jahre und gestandene 1,10 Meter groß (rechts im Bild). Beide fanden mich zunächst ziemlich blöd, denn ich habe Anna und Anika erklärt, dass nun ein anderer Wind wehen muss, wenn sie verlässliche und sichere Kutschponys werden sollen. Hugo hatte ein kleines Alibi, denn er ging im Sauerland schon im Zweispänner. Ich glaubte, dass dies ein Vorteil sei, doch er lehrte mich eines besseren.
Beim Reifen ziehen und der Doppellonge zeigten sich beide vorbildlich, nur das Stehenbleiben fand vor allem Jane nicht toll und diskutierte mit wachsender Ausdauer um jeden Schritt. Ihre Pflegerin Anna hatte noch ein paar Diskussionen vor sich und ich schaute regelmäßig vorbei.
Hugo war mit seinem Reifen derweil sehr glücklich, konnte vor der Kutsche dann aber einfach nicht verstehen, weshalb man an Kreuzungen anhalten muss. Zudem fehlte ihm sein altbekannter Partner im Zweispänner und damit das Gegenstück, das ihn auf der Geradeausspur hielt. Das hatte ich leider nicht auf dem Schirm. Anfangs war fast jeder Autolack dem Ende geweiht, denn Hugo versierte alles an, was an der Seite stand. Dies wurde bald besser, jedoch musste ich wirklich sehr bei der Sache sein, sonst drifteten wir mit voller Überzeugung ins nächste Auto.
Jane war in der Zeit schon etwas mehr mit dem Stillstehen warm geworden, konnte es beim Anschirren aber nie abwarten und ging auch mit dem Kopf durch die Wand. Ich schimpfte und schimpfte, Anna schimpfte und schimpfte - das Pony hatte also keine Chance. Mit Konsequenz und viel Geduld kamen wir in kleinen Schritten voran und Anna machte einen Deal mit Janes Besitzern: Sie wollte eine Instagram-Seite erstellen, auf der man die Ausbildung und den Alltag mitverfolgen kann. Wenn dort viele Leute vorbeischauen, bekommt sie einen pinken Gig gesponsert. „Miniappaloosa-Jane“ hat mittlerweile fast 400 Abonenten und nun einen nagelneuen pinken Gig.
Hugo erfand währenddessen interessante Lektionen an den verhassten Kreuzungen. Neben Kickstarts, 90-Grad-Wendungen, Piaffe und Passage haben wir eigentlich alles abgefertigt, was ihm einfiel. Stehen bleiben bedeutete aber weiterhin Stress und Unverständniss und wirklich lange Wege ohne Kreuzungen, auf denen er sich auch mal auspowern konnte, gab es leider nicht.
Als endlich das Heu gemacht wurde, hatten wir Platz und Möglichkeiten Gas zu geben. Wir fuhren auf Anikas Wiese so lange um die Kegel, bis stehen bleiben für Hugo eine gute Idee und auch eine echte Wohltat war. Danach beschränkte sich das Anhalten an den Kreuzungen auf die Piaffe, was wenigstens schick aussieht…
Anika und er genießen nun schöne Ausfahrten mit den Kindern, ohne Autos zu vermackelt. Seine zwei Minishetty-Kumpels sind im kommenden Jahr dran.
Jane findet Anschirren immer noch nicht so toll, aber Kutsche fahren ist ihr absolutes Highlight geworden, bei dem sie gerne stehen bleibt (das sitzt zu 100 Prozent). Die beiden werden sich sicher auch mal an dem einen oder anderen Turnier versuchen.
Beide Ponys haben mir wieder einmal eine ganze Menge gelehrt und mich immer zum Lachen gebracht. Ich habe mich auf jedes Training gefreut und zusammen mit den Besitzern nach ausgefallenen Lösungen gesucht. Wieder einmal bin ich froh, den Kleinen eine Ausbildung und Aufgabe gegeben zu haben, mit denen sie und ihre Besitzer viel Freude haben.