Update First Blind Date

In den ersten Wochen (seit Juli) musste sich die Stute zunächst an das Leben als glückliches Offenstallpferd gewöhnen, was uns alle sehr herausforderte. Sie war sehr unruhig und mit den vielen neuen Reizen überfordert. Stück für Stück gliederten wir sie in die Herde und den Alltag ein.

 

Daneben hatte sie aber auch körperlich viel nachzuholen, um ihr einen gesunden Start als Reitpferd zu ermöglichen.

 

Zunächst waren die Hufe in einem miserablen Zustand und die Stute musste erst einmal lernen, Hufe zu geben. Die liebe Stephanie Pitten konnte nun nach fünf Behandlungen in geringen Zeitabständen vorzeigbare Hufe zaubern. Danke für deine Unterstützung!

 

Durch die Ammoniak- und Staubbelastung im Stall kamen Husten und Schleim hervor, den wir mit Inhalationsgeräten von Yasmin Pferdeinhalation Wiedensahl behandelten. Die Sole war eine Wohltat für die gereizten Atemwege.

 

Die Blindheit bedingt leider auch immer Fehlhaltungen, die sich von Kopf bis Schweif bemerkbar machten. Neben einem guten Muskelaufbau, muss das Pferd die Bewegungen aber auch ausführen können. Danke Annica Knipping, dass du unserer Dame im Rahmen des Möglichen (Trächtigkeit) osteopathisch geholfen hast und uns weiterhin begleitest.

 

Falls Ihr bereits das Vorstellungsvideo auf YouTube gesehen habt, seid ihr über unsere Arbeit am Boden bestens informiert. Wir haben uns nachfolgend mit der Handarbeit auf Trense und der Doppellonge beschäftigt und waren auf einem sehr guten Weg.

Leider hatten wir vor ein paar Wochen einen überaus reizüberfluteten Tag, sodass Madame ihre Springbegabung zum Besten gab und mit der blinden Seite den Zaun mehr schlecht als recht überwand. Dieser Hüpfer ging nach über einem halben Jahr ohne Bewegung leider sehr auf die Gelenke, sodass sie sich eine Sehnenzerrung zuzog, die sich hauptsächlich einseitig im Trab zeigte. Wir durften also zunächst nur Schritt auf großen Bögen gehen. Eigentlich wollte ich mit ihr vor dem Reiten eine Menge weiterer Übungen machen, aber nun kam es anders.

Also entschied ich, dass wir neben der Handarbeit auf der Weide und Spaziergängen auf Asphalt mit der Gewöhnung des Reitergewichts weitermachen.

Während der Handarbeit wurde Blind Date trotz Zahnbehandlung nicht warm mit dem Gebiss. Ich probierte unterschiedliche Modelle aber ich merkte, es passt nicht zum Pferd, es gibt ihr keine Balance und hemmt sie in vielerlei Hinsicht. Ich bin mir sicher, dass dies auch mit der einseitigen Blindheit und dem Gleichgewichtssinn zu tun hat.

 

Unsere Lösung war das Bosal und ich frage ich mich, warum ich darauf nicht eher gekommen bin. Manches kann so einfach sein! Natürlich haben wir trotzdem noch viele Themen in der Anlehnung vor uns aber mit einem entspannten Pferdemaul, sollte das nun zu schaffen sein.

Zum Start braucht es aber auch einen passenden Sattel, den Anna-Lena Harnisch im gemeinsamen Tüfteln so anpassen konnte, dass wir uns damit sehr wohl fühlen. Da ich ja eher ein eingefleischter „baumlos-Sattel-Liebhaber“ bin, war das gar nicht so einfach. Aber dieses Modell „passt“ einfach und das ist die Hauptsache. Lammfell an der Ausrüstung tut der empfindlichen „Blüter-Haut“ außerdem gut.

Um die Sehne zu behandeln und das Pferd seelisch zu unterstützen, hat uns Tierheilpraktikerin Kerstin Tierheilpraxis Gesunde 4Beiner mit Laser und Hoöopathie unterstützt, was sehr gut anschlägt. Langsam kommt Harmonie und Besserung in den Körper und es geht bergauf.

 

Geballte und vielseitige Fachkompetenz vieler Pferdeprofis ist nötig, diesem Pferd mit Handycap ein schönes Leben zu bieten und es auf allen Ebenen so zu unterstützen, wie es benötigt wird. Das kostet Zeit, Geld und Nerven.

Und nun darf man sich die Frage stellen: Wofür das alles? Was veranlasst uns, unseren Pferden oft mehr zu helfen, als uns selbst? Weil sie es ganz einfach verdient haben und es kein Zufall ist, dass genau diese Pferde bei genau diesen Menschen landen. Es hat alles seinen Sinn.

 

Ich kann Euch erzählen, dass ich nun das vierte Mal auf ihrem Rücken sitzen durfte und wir auf der großen Wiese unsere Runden gedreht haben. Mein Mann ist mir bei allen Pferden dabei immer eine große Hilfe. Kein Pferd hat sich bis dato in meinem Leben als Pferdemensch und Trainer so brav und vertrauensvoll gezeigt, wie mein persönliches „First Blind Date“.