Unsicherheit auf dem Pferd ist die Volkskrankheit in der Reiterwelt, die viel zu oft unausgesprochen bleibt.
Sie betrifft den „Hin-und-wieder-Freizeitreiter“ genauso, wie den ambitionierten Freizeitreiter in seinem täglichen Training. Dabei geht es um die eine Ecke, die immer wieder für Aufregung sorgt, das Angaloppieren, was manchmal wohnungsnot bereitet oder die aufgeregnten anderen Pferde am Reitplatz.
Manchmal hat Angst gar kein Schlüsselerlebnis und ist einfach (plötzlich) da.
Viele, teils erfahrene Reiter, die zu uns kommen, können die Gründe Ihrer Ängste gar nicht richtig benennen. Eins ist sicher: Je älter wir werden, desto weniger risikobereit sind wir. Aber nicht nur das – unser Schutzmechanismus, der Instinkt, ist weniger tolerant. Er sagt uns früher: „Also an Deiner Stelle würde ich das nicht machen! Du bist keine 15 mehr!“
Ganz schön ätzend, dieser Instinkt.
Zum Glück sind meine Pferde Meister darin, unsicheren Reitern Raum zu geben, sich mit dieser Angst zu beschäftigen und sie durch das Lernen neuer Bewegungen und Atemtechniken neu zu „programmieren“. Sie sind ausgebildet, angemessen zu reagieren und sich den Reitern anzupassen und Verkrampfungen zu lösen.
Dabei sage ich immer ganz gezielt: „Versprechen kann ich Euch nichts, denn Pferde sind unberechenbar und Reiten ist gefährlich. Wer ein Hobby ohne Nervenkitzel sucht, muss Goldfische züchten!“
Es ist eben auch wichtig, diese Angst da sein zu lassen, sie wahrzunehmen, sie hat ihre Berechtigung im Leben, sie will gesehen werden! Deshalb macht es keinen Sinn, sie zu übergehen, zu tun, als wäre sie nicht da und im wahrsten Sinne „drüber weg zu reiten“.
Die Momente, in denen sich manche nach 15 Jahren erstmals trauen zu galoppieren, weil der Raum dafür da ist, mein Pferd Euch und diese Ängste trägt und ich Euch aus meiner Erfahrung sagen kann: „Das wird klappen.“, sind immer wieder sehr bewegend.
Und sie bewegen mich, Euch diese Möglichkeit zu geben, MIT Eurer Unsicherheit zu reiten.